kleiner Roadtrip
- Jessica Scharl
- 30. Juli
- 5 Min. Lesezeit

Am 01. Juli ist Feiertag, nicht irgendein Feiertag – es ist Canada Day. Dieser Tag im Jahre 1867 (leider 7 Jahre zu spät, sonst wär das ja der Traum für alle Löwenfans 😉) markiert die Gründung Kanadas und wird somit gebührend gefeiert. Da dieser Tag ein Dienstag ist beschließt die Firma Woodpecker den Montag auch frei zu geben. Somit steht ein langes Wochenende an, welches wir natürlich nutzen wollen, indem wir Alberta ein wenig erkunden.
Die Route ist schnell festgelegt. Wir fahren mit dem Auto Richtung Norden, erste Etappe Red Deer, danach Edmonton und dann nach Drumheller zu den Hoodoos. Das sind die berühmten Steinformationen, kurz oder auch schon mitten im Niemandsland. Zudem kommt da eine Freundin von Jessy her, die uns kurzerhand einlädt in Drumheller die Canada Day Parade mit deren Familie anzuschauen.
Also los geht’s, wir sind alle aufgeregt. Wir versuchen den großen Highway Nr 2 oder auch Deer Foot Trail zu meiden und mehr auf die kleineren Landstraßen auszuweichen, um mehr Country-Feeling zu erhaschen. Was anfangs abenteuerlich klingt endet in teilweise kilometerlangen schnurgeraden Straßen mit riesen großen Feldern, Weiden mit Kühen und Pferden. Alles ziemlich grün. Man könnte fast meinen, dass es eintönig ist, aber das Wetter mit Platzregen, Wind und dann doch wieder Sonne bringt die meiste Abwechslung in unsere Fahrt.
In Red Deer angekommen steuern wir geradewegs das wohl älteste Motel der Stadt an. Wahrscheinlich ist das noch aus Gründerzeiten. Passabler Schauplatz für einige Action- und vor allem Horrorfilmen 😉 ganz ideal für Jessys Kopfkino nach 13 Staffeln Criminal Minds. Die Zimmer sind, wie man es wirklich kennt, jedes mit seiner eigenen Haustüre ausgestattet. Wir hatten Glück, das Zimmer war groß, sauber und es gab keinen Blutfleck. Auch die „Zimmertür“ konnte man nicht komplett schließen, also absperren schon, aber es war halt immer noch ein Spalt nach draußen vorhanden. Bringt jetzt für Jessys Gedanken nicht wirklich viel.

Die Nacht war überraschend ruhig und die Betten bequem (nachdem Jessy die Tür mit einem Stuhl verriegelte. Weil sie die Kommode nicht vom Fleck bekommen hat), allerdings sind wir auf die Finte „inkl. Frühstück“ wohl wirklich reingefallen. Es gibt einen kleinen Raum mit Kaffeemaschine und heißem Wasser für Tee, daneben einen Kühlschrank mit Joghurt, Äpfel, Bananen und Kindskopf große Muffins, die selbst halbiert die Tagesration Zucker einer Horde Elefanten beinhalteten. Ums gut bayerisch zu sagen: Huift ja nix, muas hoid moi. Glücklicherweise ist gleich ums Eck ein Frühstücksdiner, wo wir dann a gscheids Frühstück essen.
Nach der Stärkung geht es weiter über Ponoka (wo wir leider keine Tickets mehr für das Rodeo ergattern können) und Wetaskiwin (wo wir einen „kleinen“ Spaziergang machen) nach Edmonton. Die Skyline ist auf jeden Fall schon mal Top. Es gibt einige Aussichtspunkte mit Blick auf komplett Downtown, natürlich nicht vergleichbar mit New York oder sicher auch Dubai, aber für eine Provinzhauptstadt irgendwo im nirgendwo schon recht beachtlich.
Wir sind in Downtown stationiert und machen eine Schnitzeljagd, um die Stadt zu erkunden. Hier arbeitet man unterschiedliche Fragen ab, sodass Fußläufig einiges angeschaut werden kann. Erschreckend hier, dass es ein zwei schöne Flecken gibt, Downtown größtenteils ausgestorben, selbst Chinatown mehr von Afrikanern belegt – sonst leer ist und dass Edmonton ein großes Drogenproblem mit der Zombiedroge hat. Nicht zu verachten, der hohe Leerstand an Erdgeschoss Immobilien, die wohl jedem Real Estate Agent Tränen in die Augen gedrückt hätten. Sorry, aber OSB-Platten statt Fenster sind wohl nicht der Verkaufsschlager.
Trotzdem finden wir nach kurzem Suchen einen tollen Irish Pub, wo wir zu Abend essen können. Alternativen wären Indisch, Mexikanisch oder doch lieber das kalorienarme Spritzenbesteck, dass an jeder Ecke und in jedem Park parat liegt. Sicher noch unbenutzt.
Funfact zu unserer Unterkunft in Edmonton. Das Frühstück ist definitv besser, sie haben sogar eine Pancake-Maschine, wo auf Knopfdruck frische Pancakes zubereitet werden. Allerdings großer Minuspunkt, Teller, Becher und Besteck alles im guten alten Stil – EINWEG…
Wir sind irgendwie froh Downtown hinter uns zu lassen und steuern eine Shopping Mall an, welche uns als Besichtigungsort empfohlen wird. Die sogenannte West Edmonton Mall. Naja was wird da schon besonders sein, Lukas kennt ja schon einige Malls aus den USA, wo er mit den Gebrüdern Brumm schon einige Shopping Eskapaden überstanden hat. Nur diese hier ist anders. Wir gehen rein und schauen verdutzt auf die Wegweiser. Asien/Europa/Hotel/Aquapark usw. Sind wir im Europapark!?
Diese Mall hat alles zu bieten, was der Durchschnitt in Kanada wohl benötigt. 1000e Geschäfte zum Glühen der Kreditkarte, auch zum schnabulieren, fein sortiert nach Kontinenten. 2 Hotels, eine Indoor Minigolfanlage, eine riesige Wasserlandschaft mit Piratenschiff-Restaurant und Bereich zum Tretbootfahren. Einen mega Aqua Park mit unzähligen Rutschen und Wellenbad. Was natürlich in Kanada nicht fehlen darf ein Eishockey-Feld in mitten der Mall mit Zuschauerplätzen – zweistöckig. Unglaublich. Also, was man halt in einer Mall so braucht. Nicht zu vergessen: Die Kinder-Achterbahn!
Auf dem Rückweg in den Süden, fahren wir durch den Elk Island National Park und schauen uns noch die Bisonherden an, welche da beheimatet sind. Zumindest Jessy und Lukas, da Fabian ein wenig Augendeckelpflege betreibt. Danach wird es wieder eintöniger und das Thermometer kratzt an den 30°C. Über Camrose und Stettler fahren wir den ganzen Weg nach Drumheller. Vorbei an kilometerlangen Feldern und Weiden, alles mehr braun als grün – Willkommen in der Prärie, wobei das wohl noch nicht die richtige Prärie ist – wird uns gesagt. Für uns zählt das schon. Zu der Zeit ist alles etwas ausgedörrt – das Navi über Google Maps zeigt uns teilweise Seen an, wo gar keine mehr sind. Wie unterschiedlich hier die Vegetation ist.
Drumheller liegt in mitten dieser Prärie oder noch nicht Prärie Naturlandschaft, aber in einem Tal – an einem Fluß und ist deshalb wieder komplett anders. Wir passieren den Weltgrößten T-Rex, wo man auch in den Kopf kraxeln kann und fahren weiter zu den Hoodoos. Man geht’s da zu. Wir sehen wir einige Personen bis an den Rand des Tals kraxeln. Lukas will das jetzt natürlich auch, weil er sich eine gute Aussicht erhofft. Jessy und Fabian warten derweil an einem der wenigen schattigen Flecken mit einem Eis. Nach der Besichtigung der Hoodoos und gefühlt 100 Fotobombs auf Fotos von Selfie-machenden Indern geht’s weiter zur Hängebrücke, die früher für die Arbeiter der Kohleminen war. Jetzt spätestens jetzt fühlen wir uns gut für den Canada Day vorbereitet.
Der Tag startet mit feinstem blauem Himmel, perfekt für eine Parade, wo wir Sam und ihre Familie treffen. Bei der Parade fahren dann von den lokalen Politikern, welche uns jetzt weniger gejuckt haben, bis zu den lokalen Unternehmen alle mit. Highlight sind für Fabian und Lukas die Feuerwehrautos, Polizeiautos und vor allem die riesigen Erntemaschinen. Wow! Ein gelungener Auftakt.
Nach dem Ende springen wir ins Auto, wähnen uns verfolgt von jemandem, da es doch tatsächlich jemand mit Münchner Kennzeichen nach Alberta geschafft hat. (Leider haben wir bis jetzt noch nicht rausfinden können, wer uns da verfolgt hat, aber seid beruhigt wir sind wohlauf)
Wir steuern Cochrane an, besichtigen auf dem Weg noch weitere Flusstäler wie den Horseshoe Canyon und finden uns dann bei uns daheim auf einem Festivalgelände wieder, wo wir den Tag bei diversem Essen aus Foodtrucks, Livemusik und Picknick auf der Wiese ausklingen lassen. Hier fällt uns das erste Mal auf, dass es hier auch Biergärten gibt. Allerdings komplett anders wie in Deutschland. Hier ist ein Biergarten nur für Personen über 18. Es ist ein abgesperrter, mittlerweile wissen wir, auch ab und an mit Gitter abgetrennter Bereich, wo offiziell Alkohol konsumiert werden darf. Sonst ist Alkoholverbot. So kann man nun wie auf dem Präsentierteller abgetrennt von den andern dahocken und sein Wasser mit Farbe trinken. Hat was von seltenem Tier im Tierpark…
Das ereignisreiche Wochenende geht zu Ende und wir haben unseren ersten Roadtrip absolviert. Ca 1000km haben wir wohl ca 0,1% der Kanadischen Fläche freigeschaltet :-D Bis zum nächsten Mal – Stampede Zeit naht! Bleibt dabei.





















































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